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Leseprobe

Kann man die Zukunft vorhersagen?

 

Nein.

 

Natürlich nicht.

 

Bekloppte Frage.

 

Aber.

 

Jeder von uns versucht genau das jeden Tag. Wir machen es uns nur nicht bewusst.

20 Trends für 35 Knüwer Gutjahr

Dieses Buch ist eine Einladung

Der Koch bei unserem Lieblingsitaliener entscheidet, wann die Pasta al dente ist. Die Kardiologin trifft eine Annahme über die Folgen des Medikamentes, das sie verschreibt. Und die Ministerin verschiebt ihre Haushaltsplanung so, dass sie ihre Ziele wahrscheinlich bestmöglich erreicht.

 

All dies sind Prognosen über die nähere oder fernere Zukunft. Und die sind nötig, denn wir alle wissen, dass unser Handeln in der Jetztzeit künftige Folgen für uns und andere hat. Manchmal liegen diese Folgen Sekunden entfernt, manchmal Minuten, manchmal Tage, Wochen, Monate, Jahre. Viele der Auswirkungen sind gering, einige wenige entscheiden über Leben und Tod. Ständig also treffen wir Entscheidungen auf der Basis dessen, was wir für den wahrscheinlichsten

Verlauf der Zeit halten – wir sagen die Zukunft voraus. Jeden

einzelnen Tag.

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Wenn es nicht möglich wäre, die Zukunft vorherzusagen, wir es jedoch ständig tun, wie hat der Homo Sapiens eigentlich die vergangenen 300.000 Jahre überstanden? Nein, die Wahrheit ist, wir sind verdammt gut darin, die Zukunft zu prognostizieren.

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Der amerikanische Psychologe Martin Seligman hat sogar die Theorie entwickelt, dass der Mensch kein Homo Sapiens – also ein vernünftiger Mensch – sei, sondern ein Homo Prospectus: eine Spezies, deren hervorstechendstes Merkmal

das ständige Antizipieren der Zukunft ist. Tiere können das praktisch nicht.

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Doch gibt es eine Einschränkung. Unsere Prognosen drehen sich meist um unseren eigenen Fachbereich, sei es die Küche, ein Behandlungszimmer oder das Parlament. Kommen andere Felder ins Spiel, haben wir schon immer Rat gesucht. Das antike Griechenland befragte das Orakel von Delphi, Könige des Mittelalters hielten sich Hofastrologen, 1949 ließ die britische Regierung MONIAC bauen, eine Maschine, die mit Wasserflüssen die Entwicklung der Wirtschaft vorhersagen sollte. Dem einfachen Volk blieben noch Handleserinnen, Kartenleger und Spökenkieker.

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Die Digitalisierung der Welt hat die Prophetie des Künftigen noch einmal schwerer gemacht. Sie hat uns in eine vernetzte Gesellschaft gestoßen, in der unser Handeln mehr Folgen zeigt, die wir außerdem wesentlich intensiver sehen. Und wir bekommen mehr Kritik zu hören an dem, was wir da tun. Unser Lieblings-Italiener weiß, dass eine schlecht zubereitete Carbonara ihm eine miese Google-Bewertung einbringen kann, die sein Restaurant gefährden könnte. Die Kardiologin hat viel mehr Wissen über die Zusammenhänge im Körper als ihre Vorgänger und muss mitdenken, was die Krankenkasse an Therapie erlaubt. Und die Ministerin bewegt im Hinterkopf mehr Lobbygruppen als je zuvor – inklusive der Frage, was eine

Entscheidung für ihre Karriere bedeutet.

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Das alles macht unsere Welt komplexer, schneller, unübersichtlicher, ja, chaotischer. Hier toben Kriege, dort soll Künstliche

Intelligenz alles verändern, das Klima steuert auf eine Katastrophe zu und an der nächsten Ecke winkt der Roboter, der einem den Arbeitsplatz rauben soll. Es ist verständlich, wenn Menschen verunsichert sind, pessimistisch, gar dystopisch, wenn sie das Gefühl entwickeln, die Kontrolle über absolut alles zu verlieren.

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Doch wie schrieb schon Adam Grant, der Star der Organisationspsychologie: „Wir kontrollieren Ereignisse nicht.

Aber wir wählen, wie wir sie betrachten. Worauf wir uns konzentrieren, formt unsere Gefühle.“

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Wir als Autorenteam sehen die Zukunft nicht schwarz, düster oder grau. Wir sind optimistisch. Klar, nicht alles wird glänzend, goldig und paradiesisch werden. Aber vieles wird gut, das meiste wird besser, als Sie glauben, manches

gar grandios und faszinierend.

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Dieses Buch möchte Ihnen ein Stück Kontrolle im Kopf zurückgeben und Ihre Gefühle in eine positive Richtung formen. Denn, nein, man kann die Zukunft nicht vorhersagen. Doch man kann Informationen sammeln und so aufbereiten, dass sich ein Bild zeigt, wie die kommenden Jahre aussehen könnten. Solch ein Bild zu entwickeln, ist seit Jahrzehnten der Kern unserer Arbeit als Journalisten, Blogger, Creator und Unternehmensberater – mit nachweislich guten Trefferquoten. Das Gleiche gilt für die Wissenschaftler, Manager oder Museumsleiter, die wir um ihre Einschätzungen im Rahmen unseres Sounding Boards gebeten haben.

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Ist solch ein Richtigliegen über die Zukunft Magie? Zufall? Hochwissenschaftliche Datenanalyse? Weder noch. Es ist harte Arbeit, die wir für dieses Buch in einer eigenen Methode systematisiert haben – und sie so transparent darlegen, dass Sie selbst sich darin trainieren können. Wir haben diese Herangehensweise Antarktis-Methode getauft.

 

„20 Trends für 2035“ soll Sie unangestrengt, vielleicht gar unterhaltsam, faktenbasiert und fortschrittsoptimistisch dazu animieren, sich Gedanken darüber zu machen, wie das kommende Jahrzehnt aussehen könnte.

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Dieses Buch ist eine Einladung zum Nachdenken. Nehmen Sie sie an?

Die Trends

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Teil I: Gesellschaft

1. Überangst

2. Babylon-Effekt

3. Superinfluencer

4. Churchaissance

5. Upbodying

6. Underoptimism

Teil II: Wirtschaft & Politik

7. Deutschlands Comeback

8. Emerging Powershifters

9. Trustonomy

10. Postdigitaler Konsum

11. Supermacht Sport

Teil III: Technologie

12. Energie-Autarkie

13. Quantensprung

14. GentrAIfication

15. RelAItionships

16. LuddAIsmus

17. Twinolution

18. Robot Diversity

19. Augemented Robotics 

Und dann war da noch...

20. Der Trend, den keiner will

"Was Deutschland fehlt, ist eine Einheit für Strategic Foresight im Kanzleramt, die sich über die großen Leitlinien Gedanken macht, die extrapoliert wo Märkte in einem Zeitraum von 15 Jahren hingehen und wie Deutschlands Rolle darin aussehen könnte."

Sebastian Matthes, Chefredakteur Handelsblatt

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